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Staatliche Münzsammlung München: Europas Verderben. Deutsche und österreichische Medaillen auf den Ersten Weltkrieg (30/05/2016)

Der Erste Weltkrieg rief in Deutschland eine Welle nationalistischer Kriegsbegeisterung hervor. Man wähnte sich in einem Kampf von Gut gegen Böse, von höherstehender Kultur gegen niedrige Zivilisation, von Heldentum gegen Verrat und Tücke. Der Krieg beherrschte schnell den größten Teil der Medien und des öffentlichen Diskurses.
Man glaubte in einer großen Zeit zu leben und wollte die Erinnerung daran dauerhaft bewahren. Ein in Deutschland und dem verbündeten Österreich beliebtes Medium hierfür war die Medaille. Medaillen waren als dauerhafte Erinnerungsstücke konzipiert, in den beiden Ländern wurden während des Ersten Weltkriegs weit über 1.000 Stück herausgegeben. Die verschiedensten Einrichtungen und Personen firmierten als Herausgeber. Große Medaillenverlage und Prägeanstalten gaben umfangreiche Erinnerungsserien für ein größeres Publikum heraus. Künstler und Privatleute schufen bzw. beauftragten individuellere Stücke mit kleinerer Auflage.
Dementsprechend musste die Darstellung entweder allgemeiner verständlich sein, oder sie konnte ein gewisses Maß an (damals überwiegend: humanistischer) Bildung voraussetzen und Sinnbezüge aus der antiken Ikonographie übernehmen, die nun auch den Zeitgenossen von heute erst verständlich gemacht werden müssen.
Vor allem die Medaillen der namhaften Künstler zeigen individuelle Stile und Vorlieben. Bemerkenswert ist die große Vielfalt bei den Themen, bei der Ikonographie und beim Stil.
Sehr fremdartig wirkt auf uns Heutige die bildliche wie die verbale Verherrlichung von Soldatentum, Heldenkult, Feldherrenverehrung, Siegesfeier, des gesamten Militärischen wie auch des Sterbens im Krieg, das als „Heldentod“ glorifiziert wurde. Abstoßend wirken die nationalistischen und chauvinistischen Propagandabotschaften mit ihren herabsetzenden Feindbildern, wie sie viele Medaillen transportieren. Diese Medaillen zeigen eine Weltsicht, die wir heute zum Glück überwunden haben, und es ist vor allem ein historisches Interesse, mit dem wir sie aus dem Abstand von hundert Jahren betrachten.
Die Auswahl für diese Ausstellung beschränkt sich auf Medaillen der verbündeten „Mittelmächte“ Deutschland und Österreich-Ungarn. Auf Seiten der Kriegsgegner gab es nur in Frankreich eine größere Zahl von Kriegsmedaillen. In 24 Themenfeldern werden die verschiedenen Aspekte der Propaganda und des Krieges vom Attentat in Sarajewo 1914 bis hin zum Friedens- und Revolutionsjahr 1919 vorgestellt.

Zur Ausstellung ist ein reich illustrierter Katalog mit ca. 360 Seiten zum Preis von 25 Euro erschienen.

Termin: 12. Mai 2016 bis 26. März 2017

Ort:
Staatliche Münzsammlung München
Residenzstraße 1
(Eingang Kapellenhof)
D-80333 München

» Dieser Presseartikel wurde bereitgestellt durch Staatliche Münzsammlung München

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