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OZEANEUM: Hier sind die Ostseeschweinswale! ( 7/03/2014)
Erstmals wurden Schweinswale nun in großen Teilen der zentralen Ostsee nachgewiesen. Dieser Nachweis gelang durch den zweijährigen, großflächigen Einsatz von Schweinswal-Klickdetektoren im Rahmen des Projektes SAMBAH. Die meisten Detektionen gab es im Südwesten der zentralen Ostsee, in dänischen Gewässern. Ebenfalls viele Schweinswale wurden etwas weiter östlich in südschwedischen, deutschen und polnischen Gewässern registriert.
Das innovative EU LIFE+ Projekt SAMBAH (Static Acoustic Monitoring of the Baltic Sea Harbour Porpoise, www.sambah.org) geht nun in die Phase der Datenanalyse. Nachdem Forscher die Qualität des riesigen Datensatzes des passiv akustischen Monitorings, der zwischen Mai 2011 und April 2013 gesammelt wurde, überprüft haben. Erstmals wird eine Karte präsentiert, die zeigt, an welchen der 304 Messstationen in der Ostsee Schweinswal-Echoortungsklicks registriert wurden. Diese Karte enthält mehr Informationen als je zuvor über den Ostseeschweinswal und seine Verbreitung bekannt war. Die Detektionsraten, gemittelt über alle Stationen in den Hoheitsgewässern der teilnehmenden Länder, werden in verschiedenen Blautönen dargestellt. Die Wissenschaftler erwarten sich viele weitere Erkenntnisse, z.B. über die Wanderbewegungen der Tiere, sobald der Datensatz komplett ausgewertet ist.
Die Population des Ostseeschweinswals ist als vom Aussterben bedroht eingestuft. Diese Klassifikation erfolgt aufgrund einer unsicheren Datenlage, da die traditionellen Untersuchungsmethoden von Schiffen oder Flugzeugen in der zentralen Ostsee keine belastbaren Daten geliefert haben. Das SAMBAH-Projekt hat daher eine neue Methode eingesetzt: das akustische Monitoring, bei dem viele Schweinswal-Klickdetektoren, sogenannte CPODs, in der Ostsee verankert wurden. Diese Geräte registrieren die Echoortungslaute, welche die Schweinswale aussenden um sich zu orientieren, Fische zu jagen und zu kommunizieren.
SAMBAH ist das derzeit weltweit größte passiv akustische Monitoring-Projekt. Um das historisch bekannte Verbreitungsgebiet des Schweinswals in der zentralen Ostsee, der Åländer See, des Schärenmeeres und des Finnischen Meerbusens abzudecken, wurden 304 Messstationen benötigt. Um saisonale Wanderbewegungen erkennen zu können, wurden die Geräte für 24 Monate eingesetzt. Die damit verbundene Arbeit auf See war logistisch sehr aufwendig.
Die ersten Schritte in der nun folgenden Analyse sind die Ermittlung der absoluten Zahlen und der Dichten der Schweinswale in den Seegebieten der einzelnen Länder aufgrund der aufgezeichneten Echoortungslaute. Auch wenn Schweinswale sich über weite Strecken bewegen und sich nicht an Landesgrenzen halten, ist die durchschnittliche Anzahl der Schweinswale in den Gewässern eines jeden Landes wichtig, um Managementpläne zu entwickeln. Diese Pläne werden dringend benötigt um den Erhalt der Schweinswale in der zentralen Ostsee zu sichern!
In einem weiteren Analyseschritt werden dann die ermittelten Schweinswaldichten für eine sogenannte räumliche Modellierung verwendet. Die daraus resultierenden detaillierten Verbreitungskarten zeigen saisonale Variationen des Schweinswalvorkommens und den Zusammenhang mit verschiedenen Umweltparametern auf. Basierend auf diesen Karten wird es möglich sein, Gebiete zu identifizieren, welche für den Schweinswal von besonderer Bedeutung sind und Gebiete, in denen ein hohes Konfliktpotential zwischen Schweinswalen und Menschen besteht.
Die Berechnung der Schweinswaldichte wird im Frühjahr abgeschlossen sein und die Ergebnisse der Habitat-Modellierung werden im Herbst 2014 präsentiert.
Vom 8. bis 9. Dezember 2014 findet im Kolmården Tierpark in Schweden die Abschlusskonferenz des SAMBAH-Projektes statt.
Der deutsche Beitrag zu SAMBAH wird durch das Bundesamt für Naturschutz finanziert.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Jens Koblitz am Deutschen Meeresmuseum, unter 03831-2650395 oder per E-Mail: Jens.Koblitz@meeresmuseum.de
Hintergrundinformationen zum Schweinswal (Phocoena phocoena)
Der Schweinswal ist einer der kleinsten Zahnwale mit einer Länge von 1.5-1.9 m und einem Gewicht von 50-70 kg, wobei weibliche Tiere größer werden als männliche. Im Gegensatz zu den Delfinen haben sie keine schnabelartige Schnauze. Am Rücken sind sie dunkel, fast schwarz und die Rückenfinne ist klein und dreieckig. An der Wasseroberfläche fallen sie wenig auf, ihr Blas ist kaum sichtbar. Schweinswale fressen Heringe, Sprotten, kleine Dorsche, Sandaale und Grundeln. Sie sind in den gemäßigten Breiten der nördlichen Hemisphäre weit verbreitet. In der Ostseeregion gibt es drei Schweinswalpopulationen: 1) in der zentralen Ostsee, 2) in der dänischen Belt See und dem südlichen Kattegat und 3) im nördlichen Kattegat, Skagerrak und der Nordsee.
Die Karte zeigt die Positionen der 304 SAMBAH-Schweinswal-Klickdetektoren. An 140 Stationen (gefüllte Kreise) wurden Schweinswale mindestens einmal innerhalb der zwei Jahre andauernden Datensammlung detektiert. An 160 Stationen (leere Kreise) wurden keine Schweinswale registriert. An vier Stationen (x) wurden keine Daten gesammelt oder die Detektoren sind wiederholt verloren gegangen. Die Detektionsraten, gemittelt über alle Stationen in den Hoheitsgewässern der Teilnehmerländer, werden in verschiedenen Blautönen dargestellt. In den russischen Gewässern vor Kaliningrad werden an 9 Stationen noch Daten gesammelt. Hier hat die Datenerfassung erst im Mai 2013 begonnen und wird im Mai 2014 enden, d.h. es gibt keine zeitliche Überlappung mit der SAMBAH Datensammlung. In diesem Gebiet wurde bisher noch kein Schweinswal detektiert.
» The press article was provided by OZEANEUM